Mycoplasma genitalium

Mycoplasma genitalium

Chlamydien, Syphilis oder Tripper sind vielen Menschen ein Begriff, aber Mycoplasmen kennen Viele nicht. In der Allgemeinbevölkerung ist Mycoplasma genitalium (MG) wahrscheinlich recht selten. Voraussichtlich sind 1 – 3% der Bevölkerung mit MG infiziert. Unter Risikogruppen, wie Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), lassen sich allerdings bei ca. 10 – 35% MG nachweisen. Problematisch sind zudem global unterschiedlich verbreitete Resistenzen, die die Behandlung erschweren. Bei Mycoplasma genitalium handelt es sich um ein intrazelluläres Bakterium. Dies bedeutet, dass es in den Körperzellen lebt. Mycoplasma genitalium kommt nur im Menschen vor. Doch was genau ist Mycoplasma genitalium? Wer ist gefährdet und wie kann man sich schützen?

Wir möchten Ihnen hier einige grundlegende Informationen zum Thema Mycoplasma genitalium zur Verfügung stellen. Diese Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, können jedoch keine Garantie auf Vollständigkeit bieten. Außerdem ersetzen sie kein ärztliches Beratungsgespräch. Sollten Sie eine Infektion vermuten oder sich präventiv schützen wollen, so thematisieren Sie dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Wie infiziert man sich mit Mycoplasma genitalium?

- Infektion -

Für eine Infektion ist der Kontakt zu genitalen Schleimhäuten nötig. So kann eine Infektion bei ungeschütztem Anal-, Oral- und Vaginalverkehr stattfinden, wobei das Risiko bei Oralverkehr geringer ausfällt. Seltener können auch Infektionen der Bindehaut oder des Rachens auftreten.

Erkrankung

Welche Symptome kann Mycoplasma genitalium verursachen?

- Symptome -

Bis Symptome nach einer Infektion mit Mycoplasma genitalium auftreten, vergehen ca. 2 – 4 Wochen. Die Mehrzahl der Infektionen bleibt allerdings asymptomatisch. So haben über 70% der Betroffenen keine Symptome.

Bei Personen mit Penis kann nach der Inkubationszeit Brennen beim Wasserlassen, vermehrter Ausfluss, Eichel-, Prostata-, Hoden- und Nebenhodenentzündungen sowie Proktitis und Gelenkentzündungen auftreten. Harnröhrenentzündungen können immer wieder auftreten und chronisch werden. Es besteht zudem die Vermutung, dass die Spermienqualität gemindert werden könnte.

Bei Personen mit Uterus kann es zu Brennen beim Wasserlassen, vermehrtem Ausfluss, Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr, schmerzhaften Zwischenblutungen, Unterleibsschmerzen, Proktitis, sowie zu Entzündungen des Genitalbereichs, des Gebärmutterhalses, der Harnröhre, des Unterleibs (Pelvic Inflammatory Disease, PID) und der Gelenke kommen. Außerdem gibt es vermutlich einen Zusammenhang zwischen Infektionen mit Mycoplasma genitalium und Unfruchtbarkeit und Frühgeburten.

HIV und Mycoplasma genitalium

Besteht eine Infektion mit Mycoplasma genitalium, kann ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion bestehen. Diese Begünstigung kann dadurch zustande kommen, dass die Schleimhautbarriere nicht intakt ist und sich so der Körper nicht gegen das Eintreten des Erregers schützen kann.

 

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Erkrankung

Ist Mycoplasma genitalium gefährlich?

- Erkrankung -

In Fachkreisen wird die Rolle von MG als Krankheitserreger in den letzten Jahren intensiv diskutiert, aktuell besteht die vorherrschende Meinung, dass es sich bei Nachweis dieses Bakteriums ohne Symptome eher um eine Besiedlung ohne wesentlichen Krankheitswert handelt. Entsprechend sollten asymptomatische Personen auch nicht zwingend eine Behandlung erhalten, zumal diese aufgrund der Antibiotika-Resistenzen nur erschwert möglich ist.

Eine Infektion mit Mycoplasma genitalium kann jedoch in einigen Fällen auch zu einer akuten, chronischen oder wiederkehrenden Harnröhrenentzündung führen. Genauso kann es zu solchen Entzündungen in anderen betroffenen Regionen kommen. Dies schränkt Betroffene unter Umständen teilweise stark ein.

Weiterführende Komplikationen sind in Bezug auf Mycoplasma genitalium jedoch bisher unzureichend untersucht, weshalb diesbezüglich aktuell keine hinreichend gesicherten Informationen gegeben werden können.

Erkrankung

Wann ist Mycoplasma genitalium ansteckend?

- Infektion -

Mycoplasma genitalium ist in der Regel bereits einige Tage vor dem Auftreten von möglichen Symptomen ansteckend. In diesem Zeitraum können Betroffene bereits unbemerkt die Infektion weitergeben. Auch asymptomatische Personen können diesen Keim übertragen. Da jedoch nicht abschließend geklärt ist, ob es sich um einen relevanten Krankheitserreger handelt, sind in Leitlinien keine routinemäßigen Testungen und Behandlungen von asymptomatischen Menschen (insb. MSM) empfohlen.

Nach einer durchgestandenen Infektion sind Betroffene nicht mehr ansteckend, jedoch bildet der Körper keine Immunität gegen den Erreger aus, weshalb es zu einer Reinfektion kommen kann.

Diagnose

Wie findet man heraus, ob man Mycoplasma genitalium hat?

- Diagnose -

Häufig wird aufgrund der ähnlichen Symptome zu Gonorrhoe und Chlamydien zunächst auf diese Infektionen getestet, wenn entsprechende Beschwerden vorliegen. Erst wenn der Nachweis dieser negativ ausfällt, wird anschließend auf Mycoplasma genitalium getestet. Nachgewiesen wird der Erreger per NAT (Nukleinsäure-Amplifikations-Technologie), genauer per Multiplex-PCR, eine gesonderte Form der PCR. Für diese kann verschiedenstes Probenmaterial genutzt werden. Neben Urin ist auch die Testung mit Harnröhrenabstrich, Vaginal-/Zervixschleim oder Gewebeproben aus der Gebärmutterschleimhaut möglich.

Zusätzlich kann bei einem positiven Ergebnis auch ein Test auf Resistenzen durchgeführt werden, um ein geeignetes Medikament zur Behandlung zu finden. Dies ist aus denselben Probenmaterialien möglich, welche auch für die PCR genutzt werden können. Die Resistenztestung ist jedoch keine Routineuntersuchung und findet nur in spezialisierten Laboren statt.

Behandlung

Wie wird Mycoplasma genitalium behandelt?

- Behandlung -

Die Behandlung einer Infektion mit Mycoplasma genitalium erfolgt durch Antibiotika. Da das Bakterium allerdings keine Zellwand hat, sind viele herkömmlichen Antibiotika nicht wirksam. Dazu kommen häufig Resistenzen, wodurch die Wahl des richtigen Antibiotikums erschwert werden kann.

Auf die Behandlung sollte eine Therapieerfolgskontrolle mittels PCR erfolgen, da Infektionen aufgrund der häufig anzutreffenden Resistenzen wiederkehren können. Diese Kontrolle sollte frühestens nach 4 Wochen stattfinden.

Um eine Reinfektion oder die Infektion weiterer Personen bei symptomatischen Patienten zu vermeiden, sollten idealerweise die Sexualkontakte der letzten 8 Wochen über die Infektion informiert werden. Diese sollten ebenfalls auf Mycoplasma genitalium getestet und entsprechend behandelt werden.

Prävention

Wie kann man sich vor Mycoplasma genitalium schützen?

- Prävention -

Einen gewissen Schutz vor Mycoplasma genitalium bietet das Nutzen von Kondomen, Femidomen oder Dental Dams (Lecktüchern) bei Vaginal-, Anal- und Oralverkehr. Diese bieten allerdings keinen 100%igen Schutz.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen

- Informationen -

Ihr örtliches Gesundheitsamt kann Sie darüber informieren, wo Sie Anlaufstellen zum Thema Mycoplasma genitalium in Ihrer Umgebung finden. Außerdem können Sie sich unter den folgenden Links informieren:

Quellen

Stand der Informationen: 07/2025
Autorin: Melanie Johrden, M.Sc.