Chlamydien

Chlamydien

Mit 128,5 Millionen jährlichen Neuinfektionen handelt es sich bei Chlamydien um eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs, engl. Sexually Transmittable Disease) (WHO, 2024). Das hohe Ansteckungsrisiko wird unter anderem dadurch begünstigt, dass Infektionen häufig ohne Symptome verlaufen. So kommt es schnell zu unbemerkter Verbreitung. Diese bakterielle Infektionskrankheit wird in der Regel von Chlamydia trachomatis verursacht. Doch was genau sind Chlamydien? Wer ist gefährdet und wie kann man sich schützen?

Wir möchten Ihnen hier einige der grundlegenden Informationen zum Thema Chlamydien zur Verfügung stellen. Diese Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, können jedoch keine Garantie auf Vollständigkeit bieten. Außerdem ersetzen sie kein ärztliches Beratungsgespräch. Sollten Sie eine Infektion vermuten oder sich präventiv schützen wollen, so thematisieren Sie dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Wie infiziert man sich mit Chlamydien?

- Infektion -

Eine Infektion mit Chlamydia trachomatis ist nur beim Menschen möglich. Die Infektion ist durch Kontakt mit infektiösen Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten möglich. So kann sie durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Infektionen treten vor allem nach ungeschütztem Vaginal- und Analverkehr auf. Durch Oralverkehr ist eine Ansteckung ebenfalls möglich, jedoch führt die Besiedelung des Rachens in der Regel zu keiner Erkrankung. Eine Weiterübertragung ist allerdings trotzdem möglich. Außerdem ist eine Schmierinfektion über Hände oder Sexspielzeug möglich. Die Infektion kann auch das Auge betreffen. Des Weiteren ist bei infizierten Schwangeren während der Geburt eine Infektion des Kindes möglich.

Erkrankung

Welche Symptome verursacht Chlamydien?

- Symptome -

Ein Großteil der Infektionen mit Chlamydien bleiben über längere Zeit unerkannt, da Symptome häufig ausbleiben. So sind 80% der Frauen und 50% der Männer symptomfrei. Treten Symptome auf, so ist dies meist nach ein bis drei Wochen der Fall. Es kommt zu Juckreiz, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie beim Sex. Je nach Sexualpraktik treten weitere Symptome, wie ungewöhnlicher bis eitriger Ausfluss an Scheide oder Penis, sowie eitrige Entzündungen am Enddarm oder im Rachen auf.

Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten kann es bei Menschen mit Uterus zur Ausbreitung im Bauchraum kommen. Dies kann zu Unterleibsschmerzen, Fieber, Blutungen beim oder nach dem Sex, Zwischenblutungen oder sehr starken Periodenblutungen führen. Werden die Chlamydien nicht rechtzeitig erkannt, können sie zu Bauchhöhlen- oder Eileiterentzündungen, sowie Unfruchtbarkeit führen.

Bei Menschen mit Penis kann sich die Erkrankung in den Nebenhoden ausbreiten. Dies kann zu Fieber und starken (Druck-)Schmerzen in den Hoden oder dem Unterbauch führen. Bleibt die Infektion hier zu lange unentdeckt, kann es zu Entzündungen von Samenleiter, Prostata und Nebenhoden kommen, was ebenfalls zu Unfruchtbarkeit führen kann.

Wird ein Kind während der Geburt infiziert, kann dies zu eitrigen Bindehautentzündungen, Mittelohrentzündungen, sowie seltener zu Lungenentzündungen führen. Außerdem ist das Risiko einer Frühgeburt erhöht, wenn die Mutter eine Chlamydieninfektion aufweist

HIV und Chlamydien

Chlamydien- und HIV-Infektionen begünstigen sich gegenseitig. So steigert eine Chlamydien-Infektion das Übertragungsrisiko für eine HIV-Infektion. Dies kommt dadurch zustande, dass Chlamydien die Schleimhäute entzünden und so das HI-Virus besser in diese eindringen kann. Eine unbehandelte HIV-Infektion begünstigt außerdem einen schweren Verlauf eine Chlamydien-Infektion.

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Erkrankung

Sind Chlamydien gefährlich?

- Erkrankung -

Chlamydien können schwerwiegende Langzeitfolgen mit sich bringen, wenn sie nicht behandelt werden. So kann es zu chronischen Darmentzündungen und Unfruchtbarkeit kommen. Das Infektionsrisiko mit HIV und anderen STDs ist durch die entzündeten Schleimhäute erhöht. Zudem kann eine Infektion vor allem für Schwangere und deren ungeborenes Kind gefährlich werden, da Chlamydien eine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft, sowie Frühgeburten begünstigen können.

Es gibt besonders aggressiv verlaufende Formen der Chlamdieninfektion. Diese werden durch die sogenannten Serotypen L1-L3 ausgelöst und verursachen in aller Regel stärkere Beschwerden. Diese Form der Chlamydieninfektion nennt sich Lymphograuloma venerum oder auch kurz LGV.

Chlamydien sind sehr gut mittels Antibiotika behandelbar und heilbar. Durch regelmäßige Testungen werden Infektionen meist frühzeitig erkannt, so sind Langzeitfolgen sehr unwahrscheinlich.

Erkrankung

Wann sind Chlamydien ansteckend?

- Infektion -

Chlamydien sind bereits bevor Symptome auftreten ansteckend, so bleiben sie oft längere Zeit unbemerkt. Dadurch kommt es häufig zu unbemerkten Ansteckungen. Auch nach Therapiebeginn sind Betroffene noch eine gewisse Zeit lang ansteckend, weshalb bis Ende der Therapie auf Sexualkontakte verzichtet werden sollte.

Diagnose

Wie findet man heraus, ob man Chlamydien hat?

- Diagnose -

Sollten Sie den Verdacht auf eine Chlamydien-Infektion bei Ihnen oder einer Ihrer Sexualkontakte hegen, wenden sie sich an eine Arztpraxis für Infektiologie, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie oder Urologie. Dort wird in entsprechende Diagnostik durchgeführt. In der Regel wird für die Untersuchung ein Abstrich bzw. eine Urinprobe benötigt, welche dann durch Nukleinsäure-Amplifikations-Technologie (NAT, z. B. PCR) auf Chlamydien getestet werden.

Sollte der Test positiv ausfallen, sollten die Sexualkontakte der letzten 60 Tage ebenfalls auf Chlamydien getestet werden. Von der WHO wird außerdem empfohlen, auf weitere STDs (HIV, Syphilis und Gonorrhö) testen zu lassen, da eine Infektion mit diesen durch die gereizten Schleimhäute wahrscheinlicher ist.

Im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge wird die Testung auf Chlamydien von den gesetzten Krankenkassen übernommen. Dies gilt auch bei einem Schwangerschaftsabbruch. Außerdem haben Frauen bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch auf ein Chlamydien-​Screening. Liegen Symptome oder ein konkreter Verdacht (z. B. ein infizierter Sexualkontakt) vor, so übernimmt die Krankenkasse ebenfalls die Kosten.

Behandlung

Wie werden Chlamydien behandelt?

- Behandlung -

Eine Infektion mit Chlamydien wird durch Antibiotika in Tablettenform, in der Regel eine einwöchige Therapie mit Doxycyclin, behandelt. Sollte es sich um LGV handeln, so ist eine deutlich längere Einnahme der Antibiose notwendig. Dabei ist eine zuverlässige Einnahme bis zum Ende der Therapie wichtig, um eine erfolgreiche Behandlung sicher zu stellen. Sexualkontakte sollten mitbehandelt werden (auch bei negativem Testergebnis, da diese fälschlich negativ sein könnten), um eine Reinfektion auszuschließen. Im Zeitrahmen der Therapie sollte auf Sexualkontakte verzichtet werden, da Betroffene auch in dieser Zeit weiterhin ansteckend sein könnten. 2 – 3 Wochen nach Beendigung der Behandlung wird ein Wiederholungstest durchgeführt, um den Erfolg der Therapie zu kontrollieren.

Nach der Behandlung bildet der Körper keine Immunität gegenüber Chlamydien aus, weshalb eine Reinfektion möglich ist und es weiterhin wichtig bleibt, sich vor Chlamydien zu schützen, wie im folgenden Abschnitt beschrieben wird.

Prävention

Wie kann man sich vor Chlamydien schützen?

- Prävention -

Um sich und andere vor Chlamydien zu schützen, ist es wichtig den Kontakt mit Schleimhäuten und Körperflüssigen zu vermeiden. Dazu können Kondome, Femidome und Dental Dams (Lecktücher) genutzt werden. Dabei ist die konsistente und korrekte Nutzung von großer Bedeutung für die Reduzierung des Infektionsrisikos. Dennoch bieten auch diese Verhütungsmittel keinen 100%igen Schutz vor einer Infektion. Sollte der Verdacht auf eine Infektion mit Chlamydien bestehen, sollte deshalb zunächst vollständig auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.

Da Chlamydien häufig symptomlos auftreten, sind regelmäßige Tests  für Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten für die Prävention ggf. sinnvoll. Diese können in Arztpraxen für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Urologie durchgeführt werden, diskutieren Sie dies am besten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin. Regelmäßige Testungen auf Chlamydien sowie weitere STDs umfasst auch die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Eine weitere Möglichkeit stellen Selbsttests da, welche in Apotheken aber auch online erworben werden können.

Im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge bei Frauen bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr ist außerdem eine vorsorgliche Testung möglich. Mehr dazu im Abschnitt „Wie findet man heraus, ob man Chlamydien hat?“.

Weiterführende Informationen

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