Humanes Immundefizienz-Virus – HIV

HIV

Weltweit leben etwa 40 Millionen Menschen mit HIV, davon über 95.000 in Deutschland (WHO 2024). Dabei erleben Menschen, die mit HIV leben (people living with HIV = PLHIV) häufig noch Stigmatisierung und Diskriminierung. Dies führt u.a. dazu, dass viele Menschen Angebote zur Prävention und Behandlung nicht in Anspruch nehmen. Aber was ist HIV überhaupt? Wer ist gefährdet und wie kann man sich schützen?

Wir möchten Ihnen hier einige der grundlegenden Informationen zum Thema HIV zur Verfügung stellen. Diese Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, können jedoch keine Garantie auf Vollständigkeit bieten. Außerdem ersetzen sie kein ärztliches Beratungsgespräch. Sollten Sie eine Infektion vermuten oder sich präventiv schützen wollen, so thematisieren Sie dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Was ist der Unterschied zwischen HIV und AIDS?

HIV ist die Abkürzung für Human Immunodeficiency Virus (Humanes Immundefizienz-Virus). Das HI‑Virus infiziert insbesondere die sogenannten Helferzellen der betroffenen Personen, wodurch das Immunsystem geschwächt wird. Infolgedessen können für gewöhnlich ungefährliche Krankheiten schwerwiegende Folgen haben. Kommt es zu bestimmten, klar definierten Erkrankungen infolge der (dann zumeist ausgeprägten) Immunschwäche, die sich hauptsächlich bei einer unbehandelten HIV‑Infektion entwickelt, wird dies als AIDS bezeichnet. Diese Abkürzung steht für Acquired Immune Deficiency Syndrome (Erworbenes Immunschwächesyndrom). HIV und AIDS sind also nicht gleichzusetzen.

Wie infiziert man sich mit HIV?

- Infektion -

Per se ist HIV im Vergleich zu anderen Viren (bspw. Hepatitis B oder C) relativ schwer übertragbar. Das Infektionsrisiko von HIV ist entgegen weit verbreiteter Vorurteile zudem nicht abhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung. Das persönliche Sexualleben spielt hingegen eine entscheide Rolle. Ungeschützter Anal- und Vaginalverkehr mit einer unbehandelten, HIV-infizierten Person ist für die Mehrheit der HIV-Infektionen verantwortlich. Der Grund dafür ist, dass HIV durch Körperflüssigkeiten übertragen wird, welche HI-Viren enthalten und auf Schleimhäute oder in offene Wunden gelangen. Zu diesen Körperflüssigkeiten gehören Sperma, Scheidenflüssigkeit, (Menstruations-)Blut sowie Flüssigkeit aus der Darmschleimhaut.

Liegt eine sexuell übertragbare Infektion wie z. B. Chlamydien oder Syphilis vor, erhöht dies das Infektionsrisiko durch die hierdurch entzündeten Schleimhäute.

Besonders gefährdet sind Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten sowie intravenös drogenkonsumierende Menschen (IVDU), die keinen Zugriff auf saubere Nadeln haben.

Die Übertragung kurz vor oder während der Geburt oder während des Stillens ist ebenfalls möglich. Aus diesem Grund erhalten alle Schwangeren in Deutschland das Angebot sich auf HIV testen zu lassen. Ist die HIV-Infektion bei der Mutter unbehandelt, kann sich das Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 – 25% während der Geburt anstecken. Steht die Mutter allerdings unter erfolgreicher Therapie, so besteht kein relevantes Infektionsrisiko und es kann bspw. auch ohne Einschränkungen eine „normale“, also vaginale Geburt erfolgen.  Inzwischen gibt es auch keine generellen Vorbehalte mehr gegen das Stillen der Neugeborenen durch Mütter die mit HIV leben, da die Übertragungswahrscheinlichkeit bei effektiver Therapie extrem gering (< 1%) ist.

In einem kurzen Zeitrahmen nach einer (möglichen) Infektion gibt es noch die Möglichkeit eine HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) einzunehmen, um eine Einnistung des HI-Virus zu verhindern. Genaueres dazu finden Sie unter „Wie kann man sich vor HIV schützen?“.

Erkrankung

Welche Symptome verursacht HIV?

- Symptome -

2 – 3 Wochen nach der Infektion kann HIV zunächst zu unspezifischen Symptomen führen. Diese umfassen Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, Hautausschlag, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, allgemeines Schwäche- und Krankheitsgefühl, Durchfall sowie selten Anzeichen einer Gehirnhautentzündung. Jedoch müssen diese anfänglichen Symptome nicht auftreten.

Danach können Monate oder Jahre ohne weitere Symptomatik vergehen, sodass eine Infektion lange unbemerkt bleiben kann. Deshalb ist es für Personen mit erhöhtem Risiko umso wichtiger, sich zu schützen sowie regelmäßig testen zu lassen. Erst wenn das Immunsystem stärker durch das Virus geschädigt wurde, können weitere, sogenannte HIV-assoziierte oder AIDS-definierende Erkrankungen auftreten. Dazu gehören u.a. Pilzinfektionen, Hauterkrankungen, Lungenentzündungen, Toxoplasmose, Zytomegalie und bestimmte Krebsformen.

Erkrankung

Ist HIV gefährlich?

- Erkrankung -

HIV ist eine ernstzunehmende Infektion und die Weiterverbreitung des Virus muss möglichst eingedämmt werden. Unbehandelt kann sie schwerwiegende Folgen wie z. B. Lungenentzündungen und bestimmte Krebserkrankungen mit sich bringen. Eine HIV-Infektion ist zum aktuellen Zeitpunkt in aller Regel nicht heilbar, kann aber sehr erfolgreich behandelt werden. Die gut verträgliche medikamentöse Behandlung ermöglicht den Betroffenen in der Regel ein normales Leben. So haben PLHIV unter erfolgreicher Therapie eine ähnlich lange Lebenserwartung wie nicht-infizierte Menschen und sind bei fehlendem Nachweis von Virus im Blut auch nicht ansteckend, sodass sie keine relevanten Einschränkungen im Alltag erleben sollten.

Entgegen Fehlinformationen ist HIV nicht über die Luft oder per Hautkontakt übertragbar, da die intakte Haut einen ausreichenden Schutz darstellt. Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit, Urin und Kot enthalten nicht ausreichend hohe Mengen an Virus, die für eine Infektion ausreichen würden. Zudem sind die Viren außerhalb des Körpers nicht lange ansteckend. Das Meiden und Stigmatisieren von PLHIV ist aus medizinischer Sicht lange überholt.

Menschen, die mit HIV leben, können ohne Bedenken umarmt, geküsst und in allen sozialen und alltäglichen Aktivitäten eingebunden werden. Es besteht keinerlei Risiko, wenn man Gläser, Teller, Besteck, Toiletten, Handtücher oder Bettwäsche miteinander teilt. Damit ist das Zusammenarbeiten, Zusammenleben und auch das Betreuen oder Pflegen von Menschen mit HIV vollkommen unbedenklich und stellt keinerlei Gefahr dar.

In Deutschland sind die meisten Menschen, die von ihrer HIV-Infektion wissen, erfolgreich mittels antiretroviraler Medikation behandelt. Wenn deren Viruslast durch die Medikation erfolgreich unterdrückt ist, kann das HI-Virus nicht übertragen werden, auch nicht bei z. B. ungeschützten Sexualkontakten.

Ein respektvoller und offener Umgang ohne Vorbehalte ist daher unerlässlich für ein gleichberechtigtes Zusammenleben.

Erkrankung

Wann ist HIV ansteckend?

- Infektion -

Oft verlaufen Infektionen mit HIV lange Zeit unbemerkt, da zu Beginn häufig keine bzw. nur unspezifische Symptome auftreten. So wissen laut Hochrechnungen ca. 8.200 Menschen in Deutschland nichts von ihrer HIV-Infektion (Aidshilfe, 2023). Dennoch sind sie ansteckend, da sie Viruspartikel im Blut haben. Vor allem nach einer frischen – und meist unbemerkten – Infektion ist die Viruslast in den ersten 2 – 4 Wochen sehr hoch, so dass ein hohes Infektionsrisiko vorliegt.

Durch diese Tatsachen sind vor allem Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten sowie intravenös drogenkonsumierende Menschen (IVDU), die keinen Zugriff auf saubere Nadeln haben, gefährdet.

Diagnose

Wie findet man heraus, ob man HIV hat?

- Diagnose -

Haben Sie den Verdacht, sich mit HIV angesteckt zu haben, oder ist bei einer Person in Ihrem engen persönlichen Umfeld eine HIV-Infektion diagnostiziert worden, so besprechen Sie dies mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Diese/-r wird in der Regel einige Blutuntersuchungen und ggf. zusätzlich einen PCR-Test durchführen lassen. Ein HIV-Antiköper-Test (sogenannter „Labortest“) hat jedoch frühestens drei bis sechs Wochen nach einer möglichen Infektion eine ausreichende Aussagekraft, da die entsprechenden Antigene erst dann in ausreichender Anzahl nachgewiesen werden können bzw. die jeweiligen Antikörper vom Körper gebildet wurden.

In der Apotheke können Sie zudem Selbsttests erwerben. Auch bei diesen ist zu beachten, dass sie erst eine gewisse Zeit (in der Regel ca. 12 Wochen) nach der Infektion aussagekräftig sind und einen Bestätigungstest benötigen. In größeren Städten gibt es zudem oft auch anonyme Test- und Beratungsmöglichkeiten, z. B. test²multiply in Aachen https://www.test2multiply.de/.

Behandlung

Wie behandelt man HIV?

- Behandlung -

Da das HI-Virus sich in das menschliche Erbgut einfügt, ist eine Heilung zum aktuellen Zeitpunkt in aller Regel nicht möglich.

Jedoch gibt es die sogenannte Antiretrovirale Therapie (ART), die PLHIV ein weitestgehend normales Leben ermöglichen. Die ART besteht aus einer Wirkstoffkombination, die in Form von meist einer täglichen Tablette eigenommen wird. Wird sie zuverlässig eingenommen, wird die Viruslast im Körper in der Regel so effektiv unterdrückt, dass diese Menschen nicht mehr infektiös sind. Dennoch bietet sie keine Heilung der HIV-Infektion und so ist (nach aktuellem Wissensstand) eine lebenslange Einnahme der Medikamente nötig.

Inzwischen sind zudem sogenannte „Spritzentherapien“ verfügbar. Hierbei werden alle 2 Monate langwirksame ART-Depotpräparate in die Muskulatur injiziert, wodurch die Infektion gut kontrolliert werden kann. Diese Medikation ist für viele PLHIV geeignet. Weitere Therapieformen, wie z. B. sehr lang wirksame Injektionen unter die Haut (subcutan) befinden sich in der Entwicklung bzw. sind in Einzelfällen bereits einsetzbar.

Des Weiteren gibt es Medikamente für die Prophylaxe vor (PrEP) und nach (PEP) Risikokontakten. Weiteres dazu finden Sie im folgenden Abschnitt.

Prävention

Wie kann man sich vor HIV schützen?

- Prävention -

Eine der einfachsten und zuverlässigsten Schutzmethoden ist die Verhütung mit Kondomen, Femidomen und Dental Dams (Leck-Tücher). Diese verhindern, dass Sie mit infektiösen Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen. Zudem schützen sie auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Infizierte mit effektiver Therapie tragen außerdem selbst maßgebend zum Schutz Ihrer Mitmenschen bei (Treatment as prevention = TasP).

Bei Drogenkonsum ist es wichtig sich mit dem Thema Safer Use auseinander zu setzten, um eine ausreichende Hygiene beim Konsum zu gewährleisten. Weiterführende Informationen finden Sie unter https://www.aidshilfe.de/safer-use.

Für Personen, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, weil sie z. B. häufig wechselnde Sexualkontakte haben, gibt es die Möglichkeit der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Bei der PrEP handelt es sich um eine medikamentöse Behandlung zur Verbeugung einer Infektion. Bei dieser handelt es sich um eine tägliche Tablette, die einen ca. 95%igen Schutz vor einer HIV-Infektion ermöglicht. Allerdings schützt diese nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, wie z. B. Hepatitis B . Weiterführende Informationen finden Sie unter https://www.aidshilfe.de/hiv-prep und –>HIER (pdf)<—.

Wenn es zu einer Situation mit hohem Infektionsrisiko gekommen sein sollte, da z. B. ein Kondom gerissen ist, und im Vorfeld keine PrEP eingenommen wurde, gibt es die Möglichkeit einer HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP). Je früher diese eingenommen wird, desto besser. Die erste Einnahme sollte am besten innerhalb der ersten 2 Stunden, spätestens innerhalb von 72 Stunden nach dem Risikokontakt stattfinden. Anschließend dauert die Behandlung vier Wochen. Bei der PEP handelt es sich um ein Notfall-Medikament, welches keinen 100%igen Schutz vor einer Infektion bietet. Die PEP kann man in den Notaufnahmen größerer Kliniken oder in HIV-Schwerpunktpraxen verschrieben werden.

Sollten Sie den Verdacht auf eine Infektion mit HIV hegen, suchen Sie einen Arzt oder eine Ärztin auf.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen

- Informationen -

Ihr örtliches Gesundheitsamt kann Sie darüber informieren, wo Sie Anlaufstellen zum Thema HIV in Ihrer Umgebung finden. Außerdem können Sie sich unter den folgenden Links informieren:

Quellen:

Stand der Informationen: 07/2025
Autorin: Melanie Johrden, M.Sc.