Syphilis / Lues

Syphilis

Weltweit sind etwa 8 Millionen Menschen von Syphilis betroffen (Stand 2022). Syphilis wird unter anderem auch als Lues oder harter Schanker bezeichnet. Bei der Erkrankung handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch den Erreger Treponema pallidum übertragen wird. Sie gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs, engl. Sexually Transmittable Disease,). Doch was genau ist Syphilis? Wer ist gefährdet und wie kann man sich schützen?

Diese Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, können jedoch keine Garantie auf Vollständigkeit bieten. Außerdem ersetzen sie kein ärztliches Beratungsgespräch. Sollten Sie eine Infektion vermuten oder sich präventiv schützen wollen, so thematisieren Sie dies mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Wie infiziert man sich mit Syphilis?

- Infektion -

Die Infektion mit Syphilis findet hauptsächlich durch Sexualkontakte statt, da Schleimhautkontakt zur Übertragung erforderlich ist. Kleinste Läsionen der Haut und Schleimhaut in Vagina, Mundhöhle und Anus sind dafür ausreichend. Daher ist die Übertragung bereits beim Küssen möglich. Bei einmaligem Kontakt liegt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei 30 – 60%.

Während der Schwangerschaft ist außerdem die Ansteckung des ungeborenen Kindes möglich. Die Übertragung findet ab der 12. SSW statt. Dank regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen ist dieser Übertragungsweg in Deutschland jedoch mittlerweile sehr selten, weltweit jedoch dennoch relevant.

Zudem ist die Übertragung auch durch kontaminierte Kanülen z. B. beim Drogenkonsum möglich.

Erkrankung

Welche Symptome verursacht Syphilis?

- Symptome -

Syphilis lässt sich in mehrere Stadien unterteilen. Die Frühsyphilis besteht aus der primären und sekundären Syphilis, während die Spätsyphilis die tertiäre und quartäre umfasst. In etwa der Hälfte der Fälle bleibt die Syphilis zunächst symptomfrei. Die Stadien können sich über Jahre hinziehen, weshalb Infektionen lange unerkannt bleiben können, obwohl Betroffene bereits ansteckend sind

Syphilis

Die primäre Syphilis tritt durchschnittlich 3 Wochen nach der Infektion auf, wobei die Inkubationszeit auch zwischen 10 und 90 Tagen liegen kann. Symptome dieses Stadiums können sehr vielfältig sein, daher wird die Syphilis auch als „Chamäleon unter den STDs“ bezeichnet. Dunkelrote Flecken bis hin zu geröteten Geschwüren mit verhärteten Rändern können Symptome darstellen, die an den Eintrittsstellen der Infektion entstehen. Die farblose Flüssigkeit, die von diesen Stellen ausgesondert werden kann, ist hoch infektiös. Zusätzlich können nahegelegene Lymphknoten anschwellen. Diese Symptome verschwinden in der Regel nach 4 bis 6 Wochen ohne Behandlung. Dennoch sind Betroffene weiterhin erkrankt und hoch ansteckend.

Etwa 4 – 10 Wochen nach der Infektion hat sich die Krankheit über die Blut- und Lymphbahnen im gesamten Körper ausgebreitet. In diesem Stadium, der sekundären Syphilis, können unspezifische Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen auftreten. Nach etwa 10 Wochen kann ein nicht-juckender, masernähnlicher Hautausschlag entstehen, der vor allem an den Hand- und Fußsohlen auftritt, aber auch den gesamten Körper betreffen kann. Auch Schleimhäute können betroffen sein. So kann sich im Mund- und Rachenraum ein roter, infektiöser Ausschlag bilden. Diese Symptome verschwinden meist nach einiger Zeit wieder, können jedoch auch immer wieder auftreten. Auch nach Abklingen dieser Symptome bleibt die Infektion bestehen und Betroffene bleiben ansteckend.

Zwischen der Früh- und Spätsyphilis kann es zu einer latenten Syphilis kommen. In diesem Stadium können mehrere symptomfreie Jahre vergehen.

Die tertiäre Syphilis ist durch Symptome gekennzeichnet, die verschiedene Organsysteme u.a. durch auftretende Geschwüre betreffen können. Häufig sind Augen, Herz, Blutgefäße, Leber, Knochen und Gelenke betroffen. In Folge dessen kann es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie einem Aortenaneurysma (Aussackung der Hauptschlagader) oder Hepatitis (Leberentzündung) kommen. Durch die sehr gute Behandlungsoption mit Antibiotika ist dieses Stadium der Syphilis jedoch heutzutage sehr selten.

Die quartäre Syphilis, auch als Neurosyphilis bezeichnet, wird nicht immer vom tertiären Stadium unterschieden, häufig werden sie zusammengefasst. In diesem Stadium kann es zu einem fortschreitenden Abbau von Nervengewebe im Gehirn oder Rückenmark kommen. Wesensveränderungen, bis hin zu Demenz oder einer progressiven Paralyse können auftreten. Wenn die Syphilis in diesem Stadium unbehandelt bleibt, kann sie nach einigen Jahren zum Tod führen. Bereits in der Frühphase einer Syphilisinfektion kann es jedoch auch schon zu neurologischen Symptomen (Hörminderung, Sehstörungen o.ä.) kommen. In diesem Fall sollten ggf. spezielle Untersuchungen des Hirnwassers erfolgen, um eine Neurosyphilis auszuschließen.

Eine weitere Form der Syphilis ist die kongenitale Syphilis, die durch Infektion des Kindes während der Schwangerschaft verursacht wird. Meist führt eine Infektion zu einer Fehl-, Tot- oder Frühgeburt, daher ist ein Screening auf Syphilis in Deutschland auch in der Schwangerschaftsvorsorge seit vielen Jahren etabliert. Wird ein infiziertes Kind dennoch lebend geboren, ist es in der Regel zunächst unauffällig. Die ersten Symptome treten dann innerhalb von 8 Monaten auf und können von Hautausschlägen bis zu einer Hirnhautentzündung reichen. Später können auch Missbildungen, Blindheit, Aneurysmen und Aortenrupturen mit nachfolgender Massenblutung auftreten.

Eine Spontanheilung der Syphilis ist in jedem Stadium möglich. Dennoch erreichen in etwa 50% der Fälle unbehandelt das Endstadium.

HIV und Syphilis

Eine Koinfektion von HIV und Syphilis führt zu einem schnelleren Fortschreiten der Syphilis, weshalb die Spätstadien, einschließlich der Neurosyphilis, früher auftreten können. Außerdem können Symptome mehrerer Stadien gleichzeitig auftreten. So tritt bei 20% der Betroffenen bereits während der Frühsyphilis eine Neurosyphilis auf. Zudem führt die zusätzliche HIV-Infektion in manchen Fällen dazu, dass Bluttests auf Syphilis trotz bestehender Infektion negativ ausfallen.

Die Syphilis begünstigt – u. a. infolge der nicht intakten Schleimhautbarrieren – außerdem eine Infektion mit HIV und anderen STIs und kann bei bereits erfolgreich medikamentös eingestellten HIV-Patienten für einen Abfall der CD4-Zellzahl und einem Anstieg der HI-Viruslast sorgen.

Erkrankung

Ist Syphilis gefährlich?

- Erkrankung -

Syphilis kann vor allem in den Stadien der Spätsyphilis zu schwerwiegenden Folgen führen, die unter anderen das zentrale Nervensystem betreffen können und somit zu bleibenden Schäden wie z. B. Hörverlust, Sehbehinderungen oder Gangstörungen etc. führen können. Bleibt die Infektion längere Zeit unbemerkt, können außerdem weitere Personen unbemerkt infiziert werden. Aus diesem Grund unterliegt Syphilis einer anonymen Meldepflicht, damit das Infektionsgeschehen monitorisiert und regional entsprechend reagiert werden kann.

Nichtsdestotrotz ist heutzutage die Behandlung durch Antibiotika sehr gut möglich. So ist in der Regel auch eine Spätsyphilis durch entsprechende Medikamentengabe heilbar.

Erkrankung

Wann ist Syphilis ansteckend?

- Infektion -

Syphilis verläuft in mehreren Stadien, zwischen denen mehrere Wochen oder sogar Jahre vergehen können. Hoch ansteckend sind Betroffene vor allem während der primären Syphilis zu Beginn der Infektion. Aber auch während der sekundären Syphilis bleiben sie ansteckend. In den letzten Phasen der tertiären und quartären Syphilis sind Betroffene nicht mehr ansteckend.

Auch nach einer ausgeheilten Syphilis ist eine erneute Infektion möglich und somit auch eine erneute Ansteckung anderer.

Da Syphilis auch in symptomlosen Phasen ansteckend sein kann, sind vor allem Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten gefährdet. Zudem besteht bei verletzungsträchtigen Sexualpraktiken (bspw. Analverkehr) ein erhöhtes Infektionsrisiko.  Auch intravenös drogenkonsumierende Menschen (IVDU), die keinen Zugriff auf saubere Nadeln haben, sind gefährdet.

Diagnose

Wie findet man heraus, ob man Syphilis hat?

- Diagnose -

Ein Test auf Syphilis ist frühestens 2 – 3 Wochen nach der Infektion sinnhaft. Dies liegt daran, dass entsprechende Antigene erst vom Körper gebildet werden müssen. Ein relativ sicherer Ausschluss einer Infektion ist erst 8 – 12 Wochen nach der Infektion möglich. Zur Diagnostik der Syphilis gibt es mehrere Möglichkeiten wie einen direkten Erregernachweis aus einer Läsion mittels PCR (welcher jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen wird), den Immunfluoreszenztest, sowie den Treponema-Pallidum-Hämagglutinations-Assay (TPHA). Der TPHA bleibt nach einer Infektion oft lebenslang positiv. Sämtliche serologische Testverfahren sind bereits mehrere Jahrzehnte alt und entsprechend schwierig zu interpretieren. Neuere Verfahren sind bislang leider nicht etabliert. Sollten Sie den Verdacht auf eine Syphilis-Erkrankung haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Dieser wird entsprechende Blutuntersuchungen abhängig von der detaillierten Anamnese bei Ihnen durchführen.

In der Apotheke können Sie zudem Selbsttests erwerben. Auch bei diesen ist zu beachten, dass sie erst 8-12 Wochen nach der Infektion aussagekräftig sind und einen Bestätigungstest benötigen. In größeren Städten gibt es häufig auch anonyme Test- und Beratungsmöglichkeiten, die bei einem positiven Testergebnis direkt unterstützen können. Möglichkeiten hierzu finden Sie auf https://www.lov4eu.com/.

Wurde die Diagnose für Syphilis gestellt, müssen alle Sexualpartner entsprechend des Stadiums der Syphilis informiert, getestet und ggf. behandelt werden.

Behandlung

Wie behandelt man Syphilis?

- Behandlung -

Syphilis kann mit Antibiotika gut behandelt werden und ist hierdurch heilbar. Die Behandlung besteht in der Regel aus einer Injektion von zwei Spritzen Benzathin-Benzylpenicillin in die beiden Gesäßmuskeln. Bei einer Spätsyphilis muss diese Gabe dreimalig erfolgen. Zusätzlich wird ggf. einmalig Cortison verabreicht, um einer Überreaktion des Körpers durch das massenhafte Absterben der Bakterien vorzubeugen.

Nach der Behandlung ist eine regelmäßige Kontrolle des Behandlungserfolgs nötig. Diese sollte möglichst immer im selben Labor stattfinden, um methodisch-technisch bedingte Unterschiede zu vermeiden. Die Kontrollen sind bis zu 2 Jahre nach Behandlungsbeginn nötig, gegebenenfalls aber auch länger.

Prävention

Wie kann man sich vor Syphilis schützen?

- Prävention -

Derzeit gibt es keine Impfung gegen Syphilis und auch nach einer ausgeheilten Syphilis kommt es nicht zu einer Immunität. Das bedeutet, man kann sich immer wieder erneut anstecken.

Einen gewissen Schutz vor Syphilis bietet aber das Nutzen von Kondomen, Femidomen oder Dental Dams (Lecktüchern) bei Vaginal-, Anal- und Oralverkehr. Da Betroffene aber vor allem während der primären Syphilis hochinfektiös sind, bieten auch dies keinen vollständigen Schutz. Deshalb ist es ebenso wichtig, während Sexualkontakten auf Geschwüre oder nässende Hautstellen am Körper des Sexualpartners zu achten und diese nicht zu berühren. Sollten sie doch berührt worden sein, sollten die Berührungsstellen gewaschen und desinfiziert werden. Da Syphilis häufig symptomlos auftritt, sind regelmäßige Tests für Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten für die Prävention sehr wichtig.  Regelmäßige Testungen auf Syphilis sowie weitere STDs umfasst auch die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Eine weitere Möglichkeit stellen Selbsttests da, welche in Apotheken aber auch online erworben werden können.

Wenn nach dem Sex grippeähnliche Symptome, Juckreiz, Brennen, Ausfluss oder unklare Hautausschläge auftreten, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

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